(Foto: Florian Thoß)

AKTUELLES

Rezension

Mozart in Stralsund

Christoph Schoeners Spiel ist dabei von einer entspannten, quasi „singenden“ Artikulation geprägt, die dennoch nichts an Deutlichkeit vermissen lässt. Hohe Virtuosität und Kontrolle paaren sich mit frischen, aber niemals überdrehten Tempi und lassen bei dieser CD viel Freude aufkommen.
organ-Journal für die Orgel 01/23

Rezension 24.12. 2022 Klassik Heute
http://www.klassik-treff.de/4daction/www_medien_einzeln?id=24162&CDS30
Hier schon mal der Text:

Mozart auf der Orgel, das ist eigentlich schon ein ziemlich abgegrastes Feld – könnte man denken. Viel hat er ja nicht für dieses Instrument geschrieben, das er eigentlich sehr geschätzt hat; genau genommen noch nicht mal ein einziges Werk, da die bekanntesten Werke für ein Orgelwerk in einer Uhr, also eine Spieluhr mit mechanischem Antrieb, komponiert wurden. Es hat sich die Tradition eingebürgert, diese Werke auf die Orgel zu übertragen, nicht ohne Grund und durchaus anspruchsvoll, wenn man mal die zum Teil horrenden spieltechnischen Schwierigkeiten dieser Stücke betrachtet. Der Rest des landläufig eingespielten mozartschen Orgelrepertoires setzt sich aus Transkriptionen zusammen, doch etwas wirklich Neues gab es hier schon länger nicht mehr – bis jetzt. Christoph Schoener, ehemaliger Kirchenmusikdirektor am Hamburger Michel, hat an der Orgel der Kirche St. Jakobi in Stralsund ein reines Mozart-Programm aufgenommen, das so manche Trouvaille beinhaltet und in Schoener-Manier astrein gespielt ist.

Flötige Flöten, raspelnde Prinzipale

Die Orgel an sich ist schon hörenswert. Das Instrument der Firma Wegscheider orientiert sich an alten Vorbildern, ist jedoch bis auf drei historische Register ein nagelneues Instrument. Dessen Entstehungsgeschichte war allerdings von eher unschönen Dissonanzen begleitet. Zuerst war die Rekonstruktion eines historischen Instrumentes eines lokalen Orgelbauers geplant, was je nach Gutachten möglich oder unmöglich sein gewesen wäre. Letztendlich entstanden ist dann doch etwas ganz Anderes. Wieso, weshalb und warum, das scheint von außen betrachtet eine kaum zu durchschauende Geschichte mit einem deutlichen Gschmäckle zu sein. Nun steht das zweifellos erstklassige Instrument fertig da und ist klanglich allem Anschein nach exzellent. Selten hört man so betörend flötige Flöten, so samtig raspelnde Prinzipale oder kernig-charakteristische Zungen. Allein dafür würde sich diese CD schon lohnen. Aber für Schoeners Mozart-Spiel lohnt sie sich auch – und das nicht zu knapp! Neben den üblichen Verdächtigen spielt Schoener die Ouvertüre zur Zauberflöte und manch andere hübsche Transkription, etwa den Choral der Geharnischten aus der gleichen Oper oder eine kleine, gemeinhin als „Leipziger Gigue“ bezeichnete Gigue. Schoeners Spiel ist von einem gänzlich uneitlen Blick auf die Musik gekennzeichnet. Da geht es nicht darum das interpretatorische Ego des Virtuosen zu befrieden, sondern die Werke so darzustellen, wie sie auf der Orgel am besten klingen. Und das schafft Schoener auch hier wieder einmal, bei der ebenso schlichten wie ergreifenden Transkription des Ave verum von Franz Liszt ebenso wie bei der rauschenden, die sonore Klangpracht der Orgel ins beste Licht rückenden f-Moll Fantasie (KV 608).
Guido Krawinkel  (24.12.2022)

 

 

Neue CD „Wolfgang Amadeus Mozart“

Im September erscheint die neue CD von Christoph Schoener mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, gespielt an der Wegscheider Orgel in St. Jakobi in Stralsund

CD Projekt Musikproduktion Dabringhaus & Grimm (MDG)
Werke von Mozart an der Kristian Wegscheider-Orgel in der
St. Jakobi in Stralsund. Aufnahme 4. bis 6. April 2022

 

Einladung als Jury- Mitglied
International M.K. Čiurlionis Organ Competition
Vilnius
15. bis 24. September